The Crow smells some Teen Spirit in 2022
„The Batman“ ist so düster wie die heutige Welt
Wieviel Elend kann ein Mensch ertragen? Am Samstag nachdem wir „The Batman“ gesehen haben, ist der Schlagzeuger der Foo Fighters viel zu früh gestorben. Die Foo Fighters sind wirklich eine der großartigsten Bands unseres Planeten und ihr Sänger hat nun das zweite Mal ein Bandmitglied verloren. Dave Grohl war früher Schlagzeuger von Nirvana. Deren Sänger war ein gewisser Kurt Cobain, der zur Ikone der Alternative-Szene der 90er Jahre wurde. Muss man heutzutage ja alles erklären, denn das ist schon mehr als ein Vierteljahrhundert her. Ja, Leute, so alt sind wir bereits!
Auch Kurt Cobain ist damals auf dem Zenit der Schaffenskraft gestorben. Und jetzt muss Dave Grohl tatsächlich wieder um ein Mitglied seiner Band trauern. Wenn er sich für die Verarbeitung ins Fiktionale begeben will, ist „The Batman“ vielleicht die perfekte Wahl. Denn so düster wie dieser neue Streifen über den Mann im Fledermaus-Kostüm ist nicht einmal die sog. „Dark Knight“-Reihe, die das Dunkle ja sogar im Titel trägt. Neben dem wirklich ikonischen Main Theme von „The Batman“ spielt tatsächlich auch ein Song von Nirvana eine signifikante Rolle: „Something in the Way“ heißt der Song und das Motto des Liedes gilt natürlich auch für unseren Batman in „The Batman“.
Die Krähe und die Fledermaus
„The Batman“ ist eine Detektiv-Geschichte. Beim Erscheinen war das die erste Überraschung, denn die Macher wollten die Story damit endlich neu erzählen. So neu war es aber gar nicht, so gibt es Comic-Vorlagen, die genau diese Linie des Fledermaushelden vertiefen und ausbreiten. Die ersten Vergleiche von wirklich richtigen Filmkritikern waren dann gleich „Sieben“ und ähnliche Crime-Stories. Crime ist sowieso in. Der Tatort wie eh und je sowie zahlreiche Crime-Podcasts sind wohl so beliebt wie noch nie. Sherlock Holmes (Andy Serkins als Alfred, aber vor allen Jim Gordon könnte in „The Batman“ perfekt als Watson herhalten) oder die Geschichten über Jack The Ripper sind definitiv Vorbilder von „The Batman“. Das betrifft aber vor allen Dingen die Story. Von Setting und Ambiente her gibt es doch aber vielleicht einen viel besseren Vergleich: „The Batman“ hat vom „Look“ her sehr starke Anleihen bei dem 90er Jahre Kultfilm „The Crow“. Dieser ist 1994 erschienen, im gleichen Jahr wie Kurt Cobain starb. Brandon Lee, Hauptdarsteller von „The Crow“ und Sohn von Kung-Fu-Legende Bruce Lee, starb bereits vorher im Jahr 1993 bei den Dreharbeiten von „The Crow“. Beide sind danach in der Alternative-Emo-Szene endgültig zum Kult geworden.
In der Story von „The Batman“ geht es um Vergeltung. Es ist kein großes Geheimnis, dass Bruce Wayne als kleiner Junge seine Eltern aufgrund eines Verbrechens verloren hat. Auch dieser Strang wird natürlich in „The Batman“ wieder aufgenommen. Der Protagonist in „The Crow“ wurde zusammen mit seiner Partnerin sogar selbst zum Todesopfer eines Verbrechens und will – als von den Toten Zurückgekehrter – nur eins: Vergeltung! Hier gleichen sich beide Filme, sogar in der Story. Aber viel auffallender ist der Look. Robert Pattinson, der neue Batman-Darsteller, der wohl durch die kleine Vampir-Geschichte „Twillight“ bekannt wurde (haben zwei Mitglieder aus unserer Gruppe zurecht nicht gesehen, einer schon!), hat sogar als Bruce Wayne tief schwarz geschminkte Augenränder und steht Brandon Lee in nichts nach. Und mittellange Emo-Haare, die teilweise sein Gesicht verhüllen, hat er auch. Er wirkt ständig abwesend, in sich gekehrt, depressiv und lebt ausschließlich in der sehr düsteren Nacht von Gotham City. Das ist wirklich etwas Neues an „The Batman“. Und unterscheidet sich somit stark von den „alten“ Geschichten.
Batman hält die Welt in Atem – Der fast vollständige Batman-Film-Komplex
Angefangen hat natürlich alles mit den Comics. Wir werden Euch ersparen, hier vertieft rein zu gehen. Vielleicht nur zwei wichtige Infos. Erstens ist Batman ist bei DC Comics erschienen und nicht im Marvel-Kosmos anzusiedeln und zweitens ist Batman neben Superman hier wohl die bekannteste Figur. Einen ersten Film-Versuch unternahm man bereits 1966 mit „Batman hält die Welt in Atem“. Parallel dazu lief die Batman-Fernsehserie an. Grell-buntes Popcorn-Comic-Serien-Kino mit dem ikonischen Adam West als Hauptdarsteller sorgten dabei für lustige Nachmittage, wenn man in den 80ern aus der Schule heimkam. Besonders auch morgens am Samstag liefen mehrere Folgen am Stück und man freute sich an den lustigen Kämpfen, den dummen Schurken und dem dynamischen Duo Batman und Robin. Es lässt sich grundsätzlich festhalten, dass es seitdem immer düsterer wurde. Das gilt für die Storyline oder wahlweise auch bei einigen für die Qualität der Filme.
1989 folgte dann mit Michael Keaton eine absolut andere Darstellung des dunklen Rächers. Keaton gilt unter den Fans als Liebling und wird regelrecht verehrt. 1992 kam er in „Batmans Rückkehr“ noch einmal zurück und auch der zweite Teil war durch sein Ambiente und Danny DeVito als Pinguin umwerfend. Keaton hat dann aber keinen dritten Teil mehr gedreht. Es gab aber dann dennoch einen dritten Teil. Diesmal aber nicht verantwortet von Tim Burton, sondern von Joel Schumacher. Val Kilmer spielte hier Batman. Tommy Lee Jones den Schurken „Two-Face“ und Jim Carrey den „Riddler“. Der Vergleich zu letzterem wird bei „The Batman“ noch einmal interessant. Über den vierten Teil in dieser Reihe ist jedes Wort zu viel. Es bleibt nur die Frage, ob dieser Film George Clooneys schlimmstes Verbrechen ist oder ob es eher die Werbung für diese vollkommen überflüssigen Kaffeeautomaten ist. Der Film war so schlimm, dass man sich dann lange nicht mehr an die Fledermausgeschichten herantraute.
2005 wagte man mit „Batman Begins“ einen Neuaufschlag, dem „The Dark Knight“ und „The Dark Knight Rises“ folgten. In der Darstellung mit Christian Bale zeigte Regisseur Christopher Nolan der Welt, wie moderne Comicverfilmung geht. Und das noch bevor Marvel mit seinem Cinematic Universe begann. Die sog. „Dark Knight“-Trilogie war ein absoluter Erfolg, cineastisch, aber auch an der Kinokasse. Und so versuchte man das Franchise auch weiterzuführen. Mit „Batman V. Superman“ und „Justice League“ brachte man Ben Affleck in Stellung als der neue Batman. So schlimm wie „Pearl Harbor“ oder seine langweiligen, immer gleichen RomComs sind die Filme nicht, aber so richtig bleibt dabei auch nichts hängen. Anders war es beim 2019 erschienen Film Joker. Joaquin Phoenix spielt hier den zentralen Superschurken im Batman-Komplex und Batman? Der kommt hier gar nicht vor. „Joker“ ist ein Standalone-Film. Der Film hatte eine unfassbare Brutalität und ist nichts für einen seichten Kino-Abend. Und das ist „The Batman“ ganz sicher auch nicht!
Teil 2 folgt