Punkrock hat mir das Herz gebrochen! – Neue Scheiben von Team Scheiße, Knochenfabrik, Love A und Muff Potter läuten den Deutschpunk-Herbst ein.
 
Im letzten Jahr habe ich in dem Text zum ersten Album von Team Scheiße bereits dargelegt, dass Deutschpunk für mich wirklich der wahre Hochgenuss ist. Das Album war meine Scheibe des letzten Jahres und Team Scheiße haben tatsächlich in der Szene formidabel eingeschlagen. Leider konnte ich sie noch nicht live sehen. Wird aber nachgeholt! An „Ich habe Blumen von der Tanke mitgebracht (jetzt wird geküsst)“ anzuknüpfen, ist tatsächlich eine Herausforderung für die Band. Daher war es vielleicht ein guter Schritt, die Songs erstmal live zu zelebrieren und „nur“ eine kleine 7inch-EP auf den Markt zu bringen. Aber die hat es in sich!

Team Scheiße – Die Außenwette ist mit Bagger und gleich kommt noch ein Auftritt von ABBA.
4 Songs, 7 Minuten, 48 Sekunden. Team Scheiße haben mit „20:15“ ihre Message noch einmal arg komprimiert. Drei Songs, die wie auch auf dem ersten Album gesellschaftliche Themen hart ironisch auf´s Korn nehmen, einer der den Dudelsack als Instrument diffamiert (Das kann ich als Peiner natürlich nicht tolerieren. Da gibt es einen harten Schotten-Bezug und man wächst dort mit Dudelsackmusik auf!). Im titelgebenden Song wird die „Wetten Dass“-Gesellschaft Deutschlands auf die Schippe genommen. Alle Generationen sitzen am Samstagabend vorm Fernseher und reden am Montag bei Arbeit und  in der Schule über nichts anderes. Das Volk wird sediert. Ein bisschen wie mit dem Song „Hier ist alles super“ und der fiktiven Serie „Wo ist meine Hose?“ aus dem ersten Lego-Film. 

Kein Wunder, dass „Wetten Dass“ seine Hochzeit in den bleiernen Kohl-Jahren hatte und irgendwie auch gut, dass das Ganze ein Ende hat. Ich habe wirklich versucht, die letzte Ausstrahlung zu sehen. Nach dem vierten sexistischen Witz von Thomas Gottschalk habe ich dann ausgemacht (ca. 35 Minuten). In „Rich Kids“ wird ein wunderbar unbeschwertes Leben mit kalten Köfte zum Frühstück und Rotkäppchen-Sekt abgefeiert, bevor dann in „Gott snoozt“ die Kirche ihr Fett abbekommt. Da ich in eine katholische Familie reingeheiratet habe, belasse ich es bei diesen Worten zu dem Song. Hört es Euch einfach an. Genau wie die Ganze Scheibe! Die macht Lust auf mehr und vor allem Ding auf ein Live-Konzert. 
 
Etwas kalte Köfte zum Frühstück? 

Der Knochenfabrik-Komplex
Auch die Kultband Knochenfabrik hat seit Ewigkeiten jetzt eine neue EP im 10inch-Format herausgebracht. 8 Songs, eine Seite bespielt. Knochenfabrik haben vor langer Zeit mit „Ameisenstaat“ ein absolutes Kult-Album aufgelegt. Die Eingangstöne von „Filmriss“ bringen dabei bei mir immer noch Gänsehaut. Ähnlich geht es wohl auch Danger Dan, der den Song für den „Antilopen Geldwäsche-Sampler Nr. 1“ auf´s Klavier gebracht hat. Und auch bei der Antilopen Gang selbst singt Claus Lüer von der Knochenfabrik bei „Anti Alles Aktion“ in der Deutschpunk-Version seine berühmten Worte: „Wir hatten uns nicht vorgenommen, jemals auf die Welt zu kommen und trotzdem ist es irgendwie passiert.“ Knochenfabrik haben mehrere Seitenprojekte wie zum Beispiel Casanovas Schwule Seite, bei denen der Gitarrist der großartigen Wohlstandskinder spielt. Das hört man auch ganz eindeutig anhand der Rock´N´Roll-Gitarre raus. Dazu gibt es noch Chefdenker, die mit „Mikrowelle“ oder „Hitlers Autobahn“ wunderbare Hymnen rausgehauen haben. Oder auch Supernichts, die mit „Du und Deine Scheiß-FDP“ und „Im Aldi auf Sylt“ schon vor Jahren die tagesaktuellen Themen vorweggenommen haben. 


 

Um Euch einen kleinen Überblick zu geben, hier eine Playlist zum 

 
Aber jetzt zur neuen Scheibe mit dem Titel „Musikalische Früherziehung“: Mit dem Opener „Sixpack Unboxing“ und „Alle sind Punk“ als zweiten Track knüpfen Knochenfabrik nahtlos an ihren früheren Sound an und garnieren es mit „Die Dunkle Seite der Sonne“ und „Steuererklärung“ mit aktuellen Themen. Mein persönliches Highlight ist aber „Erwachsenengefährdende Kinderhörspiele“. Hier kriegen Conni und Bobo Siebenschläfer endlich das, was sie verdienen. Wenn Ihr selbst Eltern seid und den ganzen Mist schon durchhabt, wisst Ihr, was ich meine. Ob Feuerwehrmann Sam noch schlimmer ist, weiß ich gar nicht. Aber eins toppt alles: Die Letzte Sau Peppa Wutz! Alles in allem schöne Songs, aber für mich noch nicht so einprägsam wie alles von „Ameisenstaat“. Aber wie soll das auch gehen? Wahrscheinlich kann man als Band nur so EIN Album machen, außer man heißt AC/DC, Ramones oder Die Ärzte.  


Teil 2 folgt nächste Woche!