Aber die City lebt!
Peter Fox singt „Love Songs“ – und bringt uns damit durch harte Zeiten.
Es ist wirklich zum Mäusemelken! Am Sonntag nach dem letzten Bundesliga-Spieltag dieser Saison wachste auf, und denkst: Das kann doch einfach nicht wahr sein! Bayern ist wieder Meister geworden. Und nicht, weil sie so stark waren, im Gegenteil, sondern weil die anderen zu blöd waren und auch etwas Pech hatten. Jetzt wird das berühmte Festgeldkonto von Uli Hoeneß freigemacht, um die Dominanz wieder zurückzubringen. Frei nach dem Motto: „Ich scheiß Euch zu mit meinem Geld!“.
Am Abend davor hat die Berliner SPD auf einem Parteitag ihre Wunden geleckt, nachdem sie nach gefühlt 50 Jahren das Rote Rathaus abgegeben hat. An Kai Wegner. Von der CDU. An Kai Wegner, der nochmal in einer quälenden Story im Tagesspiegel als ehemals junger Wilder bezeichnet wurde, früher mit Hang zum deutschtümelnden Hardcore-Konservatismus und ganz schlimmen Bildern in noch schlimmeren Anzügen. Mit dem koaliert jetzt die stolze Sozialdemokratie in der Multi-Kulti-Stadt Berlin. Ich will das alles aber lieber an der Stelle mal gar nicht bewerten.
Und dann kommt heute noch die Wahl in der Türkei mit wahrscheinlichem Sieg Erdogans, Hertha und Schalke sind abgestiegen und nicht Hoffenheim und Leipzig und dann wird vielleicht sogar der HSV direkt aufsteigen. OK, Letzteres ist dann doch eher unwahrscheinlich😊.
Aber wie soll man das alles aushalten, ohne wahnsinnig zu werden?
Ganz einfach: Besorgt Euch einfach das neue Solo-Album von Peter Fox alias Pierre Baigorry. Es heißt „Love Songs“ und es ist sehr gut. So viel vorweg. Aber um auch den gesellschaftlichen Impact zu verstehen, schaut auch mal in den aktuellen „Spiegel“. Wenn man dem Organ nach den Skandalen noch etwas Relevanz zusprechen möchte, dann ist es schon ein Ding, wenn ein deutscher Künstler dieses Kalibers, der nicht Grönemeyer heißt (der bekommt aber sehr wohl Props von Peter Fox), ein so großes Interview sogar mit gesellschaftsrelevanten Fragen bekommt. Und Peter Fox hat wirklich was zu sagen. Nicht nur im „Spiegel“, sondern auch auf dem neuen Album „Love Songs“.
Sein erstes und eigentlich auch als letztes gedachte Album hieß „Stadtaffe“ und eine ausführliche Beschreibung an der Stelle wäre wohl eher überflüssig. Ihr dürftet es kennen. Nachdem Baigorry mit seiner Band Seeed schon riesigen Erfolg hatte (siehe den Live-Bericht unter diesem Text vom letzten Seeed-Konzert in Berlin), konnte er das Ganze nochmal toppen und mit Songs wie „Stadtaffe“ und „Schwarz zu blau“ den richtigen Sound für 1,5 Jahrzehnte in Berlin setzen: „Guten Morgen Berlin, Du kannst so hässlich sein!“ oder „In einer Stadt voller Affen bin ich der King“.
Aber jetzt hat sich der Wind gedreht. Kai Wegner ist es nicht egal, dass Berlin so hässlich ist! Bisher ist nicht wirklich klar, was er mit der Stadt anfangen will, aber es dürfte deutlich werden, dass Sauberkeit und Ordnung für die Berliner CDU eine wichtige Rolle einnehmen. Für das eher rein links-liberale alternative Herz dieser Stadt dürfte es sich wie ein weiterer "Dolchstoß" der Sozialdemokratie anfühlen, weil sie Kai Wegner ins Amt gebracht haben. Oder sind manche von den ehemals linken Alternativen jetzt erwachsen, wollen auch gute Schulen für ihre Kinder, saubere Straßen, Ordnung und Autobahnen? Egal, wie man das auch hält: In jedem Fall bringt Peter Fox mit „Love Songs“ ein wunderbares Antibiotikum, um den Schmerz erstmal zu betäuben. Und alles in allem liefert Peter Fox mit seinem zweiten Album tatsächlich ein wunderbares Arrangement ab, um den Kater zu bekämpfen. Ob bei Bayerns Meisterschaft, der schwarz-roten Koalition, Erdogan und vielleicht sogar bei Hertha (Bei den ca. 17 Fans, die es betrifft. Ein paar davon sind aber wirklich sehr nett und troi!) und auch selbst bei einem wirklich sehr unwahrscheinlichen HSV-Aufstieg.
Fünf Anspieltipps für das Durchtanzen
„Love Songs“ kann man durchhören und hat dabei die ganze Zeit einen leichten inneren Rhythmus im Körper, der einen geradezu zum Tanzen bzw. zum leicht melancholischen Wippen zwingt. Um Euch aber für´s Erste erst einmal einen Überblick zu geben, hier die fünf definitiven Anspieltipps. Definiert von Ben-Rhouma:
1. Tuff Cookie
„Tuff Cookie“ ist eine Hommage an die Liebste. Nicht so weniger Subtiles wie „Hammer“ (Ich frage nochmal wie im Text unten schon: Wer ist nochmal Culcha Candela?) oder frühere Seeed- und Peter Fox-Solo-Songs wie Deine Augen machen „Augenbling“ oder „Zucker“ („Frauen schaukeln elegant vorbei. Ich genieß die Arschparade“). Auf „Love Songs“ und besonders bei „Tuff Cookie“ hört man, dass Baigorry wirklich erwachsen geworden ist und auch, dass der Zeitgeist solche Reduzierungen wie bei „Augenbling“ oder „Zucker“ nicht mehr akzeptiert. Richtig so! Peter Fox von 2023 möchte selbstbewusste starke Frauen, die es draufhaben. „Tuff Cookies“ halt.
2. Kein Regen in Dubai
In „Kein Regen auf Dubai“ geht es um die zahlreichen Influencer*Innen, die aus Dubai ihre gefilterten Fotos in die Internet-Welt hinausposten. Alles ist künstlich. „Es ist wieder Zeit für’n Smile!“. Die besungene Person ist irgendwann los „vom Siemensdamm, für ein Leben, für ein Shooting im goldenen Wüstensand.“ Baigorry besingt das alles mit durchgehend leicht-ironischen Unterton. So höre ich es zumindest raus. Und man denkt zwangsläufig an die Stories von einem anderen Berliner, der mit seiner Familie auch nach Dubai gezogen ist und auch das wieder gnadenlos vermarktet. Sein Name Anis Ferchichi, alias Bushido.
3. Disney
Nachdem Peter Fox sich auf „Stadtaffe“ noch das „Haus am See“ gewünscht hat (was er durchaus im Spiegel-Interview mittlerweile kritisch sieht), ist er hier gnadenlos selbstreflektiert und merkt, dass auch sein Leben irgendwie künstlich wirken kann: „Meine Welt ist ein Frisbee. Vielleicht ein Tucken zu Disney.“ Die 15 Jahre nach „Stadtaffe“ haben ihre Auswirkungen gehabt, aber es wirkt hier so dermaßen unaufgeregt und nicht abgehoben, dass man sich diese Weiterentwicklung auch bei vielen anderen wünschen würde. „Die tun (doch) was ins Wasser!“.
4. Vergessen wie
Beschwingte Beats starten bei „Vergessen Wie“ in die „Blues“-Zeit: „Montag-Blues, Dienstag-Blues, Mittwoch-Blues“. Aber die sehr sehr gute Nachricht von Peter Fox ist: „Aber die City lebt“. Und das möchte man auch zur allgemeinen politischen Situation Berlins sagen. Egal, wer hier regiert. Die City lebt mit alle ihren bunten Menschen, den gesellschaftlichen Initiativen, den alternativen Clubs und denen, die noch an eine gerechtere Gesellschaft glauben. Dazu scheint auch Peter Fox zu gehören. Im Spiegel-Interview bekennt er sich eindeutig zur „TaxMe“-Kampagne und fordert, dass Menschen wie mit seinem Einkommen höher besteuert werden müssen, damit das Geld für sinnvollere Zwecke als für Spenden von Immobilienunternehmern an die Landes-CDU ausgegeben wird. Mit diesem Sound übersteht man auch 3,5 Jahre Kai Wegner.
5. Weiße Fahnen
Dennoch ist der Kampf erst einmal verloren. „Zieh die weißen Fahnen hoch. OK. Diesen Fight hab ich verloren, tut gar nicht weh!“, singt Baigorry in „Weiße Fahnen“. Irgendwie beruhigt das auch. „Ich wasch die Kriegsbemalung ab, das Wasser wird rot. Wir spar´n die Energie für‘n Kampf, der sich lohnt“. Der Inhalt des Songs erinnert stark an „Kapitulation“ von Tocotronic und eigentlich wäre jetzt hier ein Star Wars-Vergleich angesagt, wo die letzten Jedis, die Rebellen, der Widerstand und alle freien Völker Mittelerdes die Herrschaft des Imperiums überdauern werden. Da aber Disney diese immer wiederkehrende Gegenschichte sowieso schon gnadenlos auslutscht (siehe zum Beispiel hier die letzten Texte zur dritten Staffel von „The Mandalorian“), widmen wir uns noch einmal den politischen Meta-Themen.
Kulturelle Aneignung vs. Zukunft Pink
Ein zentrales ist dabei sicherlich die mühselige Diskussion über den Vorwurf der kulturellen Aneignung, entfacht bei dem vorher veröffentlichten Song „Zukunft Pink“, dem letzten Lied der Platte. Die Argumente und Gegenargumente hierbei aufzuzeigen, ist kaum erfrischend. Sogar die ARD-Sendung „titel,thesen,tempramente.“ hat sich damit beschäftigt. Ich finde, dass Peter Fox alles dazu gesagt hat, indem er den Song einfach nochmal zusammen mit Features von afrikanischen Künstlern in einer neueren Version herausgebracht hat. Der einzige ganz kleine Kritikpunkt ist die Frage, warum nicht diese Version auf dem Album gelandet ist, sondern das Original. Aber nicht wegen kultureller Aneignung, sondern weil diese Version aus meiner Sichte einfach noch etwas besser klingt. Zugegeben, das ist wirklich sehr hohes Kritik(er)-Niveau😊. Dafür gibt es ein noch viel überraschendes Feature! Ich sage nur Toskana-Fraktion.
Schwierige Entstehungsgeschichte und letztes Peter Fox-Soloalbum?
Genau wie bei „Stadtaffe“ ist „Love Songs“ aus einer geplatzten Kollaboration entstanden. Wollte Peter Fox noch im Vorfeld von „Stadtaffe“ mit dem US-HiHopProduzenten Danger Mouse zusammenarbeiten – das Ganze kam dann nicht zustande – so war es jetzt bei „Love Songs“ ein gewisser Trettmann. Ich kenn den nicht, aber habe gesehen, dass er beim berühmt-berüchtigten Team-Scheisse-Label „Kitschkrieg“ auch seine Platten rausbringen kann. Team Scheisse sind so liberal und offen für alles (siehe hierzu die Besprechungen zu den Team_Scheisse-Alben.)! Aber auch das kam nicht zustande und dann machte Peter Fox halt sein zweites Solo-Album dann doch allein. Er kündigt überall an, dass es definitiv sein letztes sein wird. Ich hoffe mal, dass er auch das nicht einhält. Denn das sagte er wie schon beschrieben auch nach dem allerersten.
Und ein sozialkritisches Schlagzeugsolo später…
Peter Fox hat auch mit seinem zweiten Album bereits Großes geleistet. Die Stadt kann damit durchaus vielleicht 3,5 Jahre schwarz-roten Senat durchtanzend überstehen. Und das hätte ich tatsächlich beim Hören der ersten Veröffentlichungen vor Album-Release nicht gedacht. Aber dann muss es wieder nach vorne gehen! Und eigentlich liegt die Sache sowas von auf der Hand: Wenn eine progressive Koalition aus Roten, Dunkelroten und Grünen bei der nächsten Wahl eine Chance haben will, dann müssen sie gemeinsam Peter Fox aufstellen. Im Tierpark im Osten Berlin gibt es sogar schon eine passende Statur, die man ihm widmen könnte. Füchse sind bekanntlich keine Rudeltiere, aber meine Stimme hätte dieser Regierende „Stadtaffe“ sicher!
Post-Credit-Scene:
Hört mal in dieses wunderbare Feature von 1Live zu Peter Fox rein oder geht mal meine Special-Peter-Fox-Paylist „Fox on the Run“ bei Spotify durch. Das wäre dann auch der Wahlslogan für seine Kampagne😉.
Weiter hier unten scrollen: Der Bericht zum letzten Seeed-Konzert in Berlin!
Aufstehen! Für die Freundschaft – Seeed spielen ein einzigartiges Medley in der Berliner Wuhlheide
22 Jahre ist es schon her. Da kam ein Album heraus, das man in der Form tatsächlich noch nicht gehört hatte. „Ist ja voll der Wahnsinn, ist das Dub oder Rap?“, haben Seeed im Jahr 2000 in ihrem Eröffnungssong „Dancehall Caballeros“ auf ihrem Erstling „New Dubby Conqueros“ fragen lassen. „Wir sind SEEED und das ist unser Gebiet!“, war und ist auch heute noch ihre Antwort. Unser „Gebiet“ war damals unsere Heimatstadt Peine, Niedersachsen. Im Jahr 2000 habe ich meiner Schule erfolgreich suggeriert, befähigt für Abitur zu sein. Ich hatte einen alten Renault 19 und hab danach Zivildienst in Peine gemacht und dann haut eine Berliner 10-Mann-Band einfach dieses Album raus! Was kann es überhaupt Besseres geben für ein Jahr mit Zivildienst, Parties, viel Jolly Joker, viel Fußball und Basketball und ein paar Freunden, die auch noch da geblieben sind? Nicht viel!
Wenn ich Seeed höre, denke ich immer an diese Zeit und an meinen Freund Martin, der nächste Woche Geburtstag hat. Zu der Zeit haben wir natürlich „legendäre“ Parties gefeiert, Quentin Tarantino auf VHS gebinged (das Wort gab es da noch nicht) und sehnten uns nach dem „Dicken B“. So werde ich es jedenfalls meinen Kindern erzählen, wenn ich Ihnen die sehr sehr lange Geschichte erzähle, wie ich ihre Mutter traf. Martin wäre dabei wohl eher der gutmütige und treue Marshall und nicht so sehr Barney. Da gäbe es aber auch Kandidaten für. Ein ruhiger verlässlicher Typ, der einen unfassbar guten Musikgeschmack hat. Und vor allem ein wahrer Freund ist. Und darum geht es im Grunde auch bei Seeed. Die Liebe zur Musik, zum Leben und zur Freundschaft!
Mit diesem beschwingten Gefühl machte ich mich dann auf dem Weg zur Berliner Wuhlheide, um mit dem in Berlin neu dazu gewonnenen Freund Gerald das erste Konzert von Seeed in der Wuhlheide nach ewig langer Zeit zu sehen. Das Konzert musste zweimal verschoben werden und ich hatte die Karten von einem Musikfreund von der Arbeit. Da der Termin zweimal verschoben wurde – von 2020 auf 2021 und dann auf 2022 – konnte er nicht kommen und bot mir die Karten an. Ein paar Tage vorher bereute ich etwas die Übernahme. Wie so oft kamen tausend Dinge die Woche dazwischen und irgendwie passte das Konzert so überhaupt nicht mehr rein. Aber einen Tag vorher fing ich dann an, „Schwinger“ recht provokant in unserer Küche zu singen. Und den Abend, den habe ich ganz sicher nicht bereut.
Meine Begleitung Gerald hat – und das kommt gar nicht so oft vor – einen ganz ähnlichen Musikgeschmack wie ich. Wir lieben beide Deutschpunk und vor allem Turbostaat, aber eben auch sowas wie Seeed. Gerald war das Wochenende vorher bei K.I.Z., auch schon in der Wuhlheide. Und daher bestens vorbereitet auf die Location! Er war tatsächlich die perfekte Begleitung für den Abend, da er nicht nur die Band abgefeiert hat, sondern wir konnten auf dem langen Weg zur Wuhlheide auch die zentralen gesellschaftspolitischen Fragen vorher ausdiskutieren, die mich seit ein paar Tagen umgetrieben hatten: Betreiben Seeed kulturelle Aneignung? Nein, sie sind ja selbst ein breiter Mix vieler Kulturen und das Berliner MultiKulti im besseren Sinne. Sind Seeed für machohafte MeToo-Texte zu verurteilen? Schon schwieriger und kann nicht eindeutig beantwortet werden. „Ding“, „Augenbling“, „Schüttel Deinen Speck“ und viele andere Songs haben schon eine Sicht auf Frauen, die aus rein „woker“ Perspektive zu kritisieren sind und sie wohl eher als Objekt darstellen. Da aber mindestens die Hälfte der Menschen auf dem Konzert Frauen waren und zu allen genannten Songs so dermaßen „abgingen“, konnten wir damit leben. Aber bevor ich mich da weiter auf´s Glatteis begebe, letzte Frage: Sind Seeed DIE Berliner Band? Gerald sagt, das könnten auch K.I.Z. sein. Ich muss gestehen, dass ich die bisher gar nicht direkt mit Berlin verbunden hatte, aber wenn man „Hurra, die Welt geht unter“ hört, hat man natürlich klar den Berlin-Bezug. Ich werde mir die endgültige Beantwortung der Frage bis zum Ende dieses Monats aufheben. Da spielen die Die Ärzte auf dem Tempelhofer Feld und ich bin da etwas voreingenommen.
Seeed haben beim Thema Freundschaft nicht nur wegen Corona eine sehr harte Zeit hinter sich. Sie haben vor ein paar Jahren einen ihrer Leadsänger verloren. Demba Nabé starb im Jahr 2018 mit viel zu frühen 46 Jahren. Es war eine Zeit nicht klar, wie es weitergeht. Aber Seeed machten weiter, die beiden anderen übernahmen Dembas Parts und Seeed brachten 2019 das Album „Bam Bam“ als Hommage an ihn heraus. So war auch „Ticket“, ein unfassbar schöner Song mit tiefem Gefühl und Verbindung zu Demba, auch der Eröffnungssong in der Wuhlheide. Ein klares Zeichen, wie immer noch der Mood der Band ist. So zog sich auch die Erinnerung an ihn durch den Abend, auch wenn die Band das nicht so wirklich direkt so sagte.
Es folgte ein wilder Ritt durch die Seeed-Geschichte und auch mit ein paar Anleihen von Peter Foxs Soloalbum. Der hatte mit dem Album „Stadtaffe“ unfassbaren Erfolg, entschied sich danach aber mit Seeed und seinen Freunden weiterzumachen. Was aber zur Folge hatte, dass Songs wie „Schüttel deinen Speck“ und „Schwarz zu Blau“ zum festen Seeed-Repertoire geworden sind. Auch an diesem Abend. Und ansonsten kann man einfach festhalten, dass Seeed den Abend einfach ein 1,5-stündiges Medley ihrer Bandgeschichte gespielt haben. Viele Songs wurden angespielt bzw. wurde nur die erste Strophe gespielt, es gab ganz neue Arrangements zu alten Sachen und viel Experimentelles. Das gefiel tatsächlich nicht jedem. Uns schon! Wenn man die Songs im Original hören will, kann man ja auch einfach die Alben hören.
Es war das Erste von 5 Berlin-Konzerten und das merkte man der Band nach der langen Pause auch etwas an. Aber die Kapelle kommt langsam, jedoch „Mit Pauken und Trompeten“ ins Rollen. Ich bin mir sicher, dass spätestens mit dem dritten Gig das „Dicke B“ weiß, was es immer noch an diesen Jungs hat! Wer ist bitte nochmal Culcha Candela?
Zwei wichtige Diskussionen mit anderen Gästen will ich Euch nicht vorenthalten: Erstens stellte ich wieder einmal die Frage, wie man bei einer so langen Geschichte überhaupt eine Playlist erstellen kann? Die Antwort einer Frau dazu: Na, was soll denn da Bejonze sagen? Bitte wer?, fiel es mir aus dem Mund?
Die zweite Frage war mindestens genauso schwierig. Was sind die drei besten Seeed-Songs? Ich kann sie bis heute nicht wirklich beantworten, aber 5 Songs, das kriege ich vielleicht hin. Hier meine Seeed-Top 5 (ohne Reihenfolge in der Wertigkeit):
1. Aufstehn!
2. Waterpumpee
3. Dickes B
4. Dancehall Cabelleros
5. Psychedelic Kingdom
…und ein sozialkritisches Schlagzeugsolo später
Drei dieser Fünf Songs sind vom ersten Album und natürlich hat das mit den eingangs erwähnten nostalgischen Gefühlen zu tun. Aber Seeed machen immer einfach weiter und das ist nach all dem Leiden mehr als gut so. Zur Corona-Hochzeit haben sie mit „Hale-Bopp“ einfach einen Song gedroppt. Das letzte Album „Bam Bam“ habe ich nicht so oft gehört. Die erste Seeed-Platte muss ich mir tatsächlich bald mal als Vinyl kaufen. Die CD ist mittlerweile so zerkratzt, dass sie schwer abzuspielen ist. Und bei CDs geht man ja auch von eine Halbwertszeit von so etwa 20 Jahren aus. Das kann man von Seeeds Musik aber nicht behaupten. Das ist es eher wie mit gut gelagertem Wein. Seeed sind eine Band, die Freundschaft und Liebe in den Mittelpunkt der Welt stellen. Mit dem Gefühl sind wir auch aus der Wuhlheide gegangen und ich wünsche meiner Freundin Franzi viel Spaß, wenn sie die Jungs bald in Dresden sieht und erwarte einen Bericht😉.
Euer Dickes B
Das ist Seeed.