Hier findet Ihr unsere Eindrücke zur dritten Staffel von "The Mandalorian" und zu "Andor". Für "Andor" müsst Ihr nur etwas runterscrollen;)
 



Epilog zur dritten Staffel von „The Mandalorian“ – Disney wirft Seismische Bomben auf unser Lieblings-Franchise


Hinweis: Für meine Eindrücke zu den Folgen 1 bis 5 scrolled vorweg etwas runter. Das hier ist das abschließende Fazit inkl. der Folgenbesprechungen zu den Episoden 6 bis 8. Es gibt leichte Spoiler! 


 

Auf dem Bild oben seht Ihr zwei Raumschiffe, die in der Lage sind, sog. Seismische Bomben (Eigentlich sind nur bei einem die Seismischen Bomben charakteristisch. Bei dem anderen sind es in der Regel Protonenbomben oder auch Fusionsbomben, aber der Einfachheit halber setzen wir das hier gleich und bleiben seismisch 😉.) abzuwerfen. Diese sind insbesondere für ihren Sound, aber vor allem Ding auch für ihr riesiges Vernichtungspotential bekannt. Die „Slave 1“, die aber Disney folgend so nicht mehr genannt werden darf, ist das Schiff von Boba Fett, dem ikonischen Kopfgeldjäger, der – wie in dem vorangegangen Text nochmals beschrieben – durch seine eigene Serie sehr viel an „Street Credibility“ verloren hat. Aus politischen Gründen darf sie nicht mehr „Sklave“ heißen, was wiederum ein Symbol für Disneys an der Stelle schon etwas übertriebene Anti-Rassismus-Policy ist. Ein Schiff – es geht nicht um einen Menschen und es war auch nicht nach dem N-Wort benannt – das jahrzehntelang „Slave 1“ hieß, darf so nicht benannt werden, weil das rassistisch ist. Aha. 

 

Das zweite Schiff ist ein imperialer „Tie Bomber“, der ebenso in der Lage ist, vernichtende Bomben abzuwerfen (Laut einschlägiger Informationen haben die Dinger auch Solarpanele und somit ist das Imperium Vorreiter in Sacher Klimaschutz!). Und es ist nicht nur so, dass eine Flotte von diesen Schiffen eine große Anzahl dieser Vernichtungswaffen bei der großen „Purge“ auf Mandalore, den Heimatplaneten unserer Helden aus „The Mandalorian“, geworfen hat. Nach dem Schauen der letzten drei Folgen von Staffel 3 bleibt man nunmehr auch mit dem Gefühl zurück, dass Disney ebenjene Bomben auch auf das Gesamt-Franchise von Star Wars regelmäßig abwirft. Denn es ist dann nicht einmal so absurd geworden, wie ich vermutet hatte, sondern irgendwie noch viel schlimmer.   

 

Folge 6 – „Die Söldner“ 

In Folge 6 landen unser Mando Din Djarin, Bo Katan und „Baby Yoda“ Grogu auf einem weirden Planeten, wo sich die verloren gegangene Mandalorianer-Flotte samt Besatzung aufhält. Um diese aber ansprechen zu dürfen, müssen sie wieder mal – diesmal für die Gaststars Lizzo und Jack Black als Herrschende über diese Welt – eine weitere „Quest“ erfüllen und herausfinden, warum die jetzt zum Wohle des Volkes auf dem Planeten umfunktionierten Kampf-Droiden („Roger! Roger!“) regelmäßig austillen. Der Schauspieler von Emmett Brown aus „Zurück in die Zukunft“ darf auch noch mitspielen und – heiliges Blechle – das Ganze entpuppt sich dann am Ende als recht sinnlose Vorbereitung darauf, den „Weg“ zu finden, wie Bo Katan das „Darksaber“ von Mando zurückerhält, ohne ihn im Kampf zu besiegen. Ohje. Gleichzigt bekommt Bo Katan damit wieder ihre Armee zurück und die „Eroberung“ von Mandalore kann beginnen. 

 

Folge 7 – „Die Spione“ 

In Folge 7 schreitet man zur Tat, landet auf Mandalore und trifft dann gleich auf ein paar weitere „Mandalore“-Outlaws, die in einem Setting leben, das aussieht, als wäre es eins zu eins aus den „Mad Max“- Filmen geklaut. Und dann kommt noch ein CGI-animiertes sandwurmartiges Wesen hinzu, das direkt aus dem „Dune“-Universum zu stammen scheint. Beide Franchises sind keine ganz schlechten Vorbilder, aber wenn man so direkt klaut, müssten hier eigentlich Fußnoten gesetzt werden, damit die Plagiatsjäger Ruhe geben. Die Folge heißt „Die Spione“ und hat in der Star Wars-Fanszene (auch bei mir) dazu geführt, dass wildeste Theorien darüber ersponnen wurden, wer denn der zweite „Spion“ ist, denn nur einer bzw. eine wird offensichtlich als solche gezeigt. 

 

Folge 8 – „Die Rückkehr“  

Mit großer Spannung und auch einem gewissen Grad an Vorfreude konnten wir uns dann auf das „große“ Staffelfinale vorbereiten, das in Wahrheit eine der kürzesten Folgen der ganzen Serie war und eine der belanglosesten Auflösungen im ganzen Star Wars-Kosmos mit sich brachte. Keine drachenartigen Wesen, wie ich es prophezeit hatte, aber der Hammer kam noch einmal in Szene. Immerhin.   

 

Weise Worte zum Vatertag 

In zum Anlass passenden Gesprächen am Vatertag mit dem ebenso enttäuschten Fan-Kollegen Michael Shaw (Zweiter Detektiv bei „NurBestesArthouseKIno“) machte sich langsam Resignation breit. Star Wars unter Disney hat mittlerweile massive Probleme. Trotz einiger Lichtschwertblicke passieren hier regelmäßig Dinge, die den Anschein haben, dass die Verantwortlichen wirklich Seismische Bomben auf die ikonischsten Figuren und Story-Lines werfen: Boba Fett wurde in seiner Serie in vielerlei Hinsicht ins Lächerliche gezogen (Was der Darsteller mittlerweile selbst so sieht!) , Obi Wan Kenobi ist ständig nur noch on the „High Ground“ und – es tut mir wirklich leid, das nochmal erwähnen zu müssen – Luke Skywalker ist ein vertrottelter alter Mann geworden, der grüne Milch direkt aus den Eutern von irgendwelchen Viechern trinkt! 

 

Zur Ehrenrettung muss am Ende gesagt werden, dass es auch gute Dinge gibt. „Rogue One“ war der beste Star Wars-Film nach „Das Imperium schlägt zurück“, der „Solo“-Film ist in der Nachschau gar nicht so schlecht, wie die meisten Kritiker sagen und auch im Animationsbereich ist Disney mit der letzten Staffel von „The Clone Wars“ und auch ansatzweise mit dem SpinnOff „The Bad Batch“ wenig vorzuwerfen. Als Gegenargument dazu kann man natürlich immer die Sequels mit den Episoden 7 bis 9 anführen, von denen ich in Erinnerung hatte, dass Episode 7 doch gar nicht so schlecht gewesen ist, es aber im ReWatch fast genauso katastrophal wie „The Last Jedi“ und „The Rise of Skywalker“ ist.    

 

In „The Mandalorian“ bzw. in dem Drumherum spielt Disney ein wenig mit dem Image von Hauptdarsteller Pedro Pascal, der mittlerweile zu einem ikonischen, aber auch als sehr attraktiv angesehenen Schauspieler gereift ist. Vollkommen absurd ist es da aber natürlich, dass man in der dritten Staffel sein Gesicht überhaupt nicht sieht und er wohl auch selten am Set gewesen ist. Ein Stunt-Double spielte die Figur. So kann man natürlich aber auch etwas einfacher Kasse machen.   

 

Was bleibt da jetzt noch zu hoffen? Am besten noch einmal die alte Trilogie schauen, wirklich nur ausgewählte Star-Wars-Modell von Lego bauen (Tipps gebe ich gerne), das aktuelle Star Wars-Lego-Spiel zocken oder am besten „Andor“ schauen (siehe gleich den Text weiter unten) und sich auf die zweite Staffel hiervon freuen. Vielleicht ist auch die für den Sommer angekündigte „Ahsoka“-Serie in Ordnung. Aber viele Chancen gebe ich Disney nicht mehr! 

   

Wann kommt Luke mit dem X-Wing und schießt endlich Kathleen Kennedy ab? Natürlich nur im übertragenen, metaphorischen Sinne! 

 

Möge die Macht dabei mit ihm sein! 

Post-Credit-Scene:
 

Wenn Ihr noch einmal sehen wollt, wie das Pitching zu der Folge lief, verweise ich an der Stelle gern an die entsprechende Folge der großartigen „Pitch Meetings“. Der Dank für den Hinweis geht hierbei wieder mal an das dritte Mitglied unserer legendären Kopfgeldjäger-Gilde „NurBestesArthouseKino“ Robert „Bob“ Andrews (zuständig hier für Recherchen und Archiv). 

If i had Hammer??? – Mando, wir haben ein Problem!

Die dritte Staffel von „The Mandalorian“ bringt mehr Frage- als Ausrufezeichen in die Star Wars-Welt

 

In der fünften Folge der dritten Staffel von „The Mandalorian“ spielt ein Hammer eine zentrale Rolle. Es ist der große Hammer der mächtigen Schmiedemeisterin – der derzeitigen Anführerin der „Children of the Watch“, eine orthodoxe Untergruppe der nahezu untergegangenen Mandalorianer-Kultur. Der Hammer steht gleich zweimal im Fokus in der Folge: Einmal fungiert er bei einer wichtigen Debatte unter den verbliebenen Mandalorianern quasi als Redestab. Wer den Hammer hat, darf sprechen. Der mandalorianische Schmiede-Hammer ist also so etwas wie das Gegenteil vom Schweigefuchs. Später kommt er nochmal vor, wenn die Schmiedemeisterin selbst ins Geschehen eingreift, um den Bedienern einer von den Bösen eingesetzten Gatling-Gun, eine zur Mandalorianer-Vernichtung eingesetzte große Maschinengewehr-artige Kanone, eine Lektion zu erteilen. Die Gatling-Gun ist wiederum eine klare Reminiszenz an den Original-Django-Film und auch an „Die Glorreichen Sieben“ in alten Versionen und auch in der Neuverfilmung. Sie ist so etwas wie die ultimative Bedrohung. 

 

„If i had Hammer“, der Song von Trini Lopez wäre hier die passende Untermalung gewesen. Auch vorher wird er schon präsent gezeigt, denn beim Schmieden mit dem Hammer ertönen so laute Hammerschläge, dass der kleine Fanliebling der Serie, Baby Yoda aka Grogu, gleich mal ein heftiges Flashback erlebt. Und der Hammer vernichtet dann auch die ultimative Bedrohung!

 

Der Hammer ist also eine Art „Chekhov´s Gun“, ein Plot-Erzählungs-Prinzip, eine Art Handlungsanleitung für gutes Geschichtenschreiben, benannt nach Anton Chekhov, einem der großen russischen Literaten. Das Prinzip besagt kurzgefasst, dass, wenn Du einen Gegenstand oder Ähnliches im Storytelling erwähnst, es Relevanz für den Plot hat. Sonst wäre noch die Möglichkeit, dass es ein „MacGuffin“ ist, also ein für die Story im weiteren Verlauf unwichtiges Detail oder ein „Red Hering“, der eine falsche Fährte legen will. 

 

Der Hammer ist aber hier erstmal „Chekhov´s Gun“. Er wird eingeführt, die Relevanz herausgestellt und er wird in der Handlung relevant und das sogar mehrfach. Entgegen meiner ursprünglichen Annahme, dass der Begriff im direkten Zusammenhang mit Star Trek-Offizier Pavel Chekov (wird auch anderes geschrieben) steht, scheint es so, als wenn sich die Macher von „The Mandalorian“ doch irgendwie etwas mit großer Schreibekunst auseinandergesetzt haben. „Chekhov´s Gun“ wurde wohl aber auch in Star Trek mit Pavel Chekov ironisch eingesetzt, aber dazu müssen die Freunde Micha und Robert von der beliebten Gruppe „NurBestesArthouse“-Kino Stellung beziehen. Star Trek ist bei mir nur ganz rudimentär angelesenes Halbwissen und man muss auch seine Schwächen und Defizite eingestehen.         

 

Einbettung in das Star Wars-Universum 

Die Disney-Verantwortlichen für die Star Wars-Projekte – namentlich Dave Filoni und Jon Favreau – haben in ihren Werken durchaus einige Highlights entwickelt. Zweifelsohne gehören die ersten beiden Staffeln von „The Mandalorian“ dazu. Das konsequente Festhalten am Road Movie, Heist und klassischem Western orientierten Storywriting war unterhaltsam und hat Star Wars nach den misslungenen Sequels der Episoden 7 bis 9 wiederbelebt. Doch mit dem Spin-Off „The Book of Boba Fett“ kam hier der erste Bruch. Wir haben ausführlich in einem Podcast dazu Stellung bezogen. Defacto waren hierbei zwei Folgen von „The Mandalorian“ in „The Book of Boba Fett“ eingebettet und eigentlich muss man zumindest diese gesehen haben, um in der Handlung bei der dritten Staffel wieder einzusteigen. 

 

Das absolute Star Wars-Highlight war für uns die Serie „Andor“, die allerdings zu einem anderen Zeitpunkt spielt und auch leider, leider nicht die Zuschauer-Zahlen brachte, die es verdient hat (siehe den Text unter diesem Artikel!!!). Tiefpunkte waren das besagte „The Book of Boba Fett“ und noch vielmehr die „Kenobi“-Serie, die so belanglos ist, dass Ihr nichts dazu auf dieser Seite finden werdet. Es ist schon irre, dass die gleichen Verantwortlichen so etwas Grandioses wie „Andor“ und so einen Schrott recht zeitgleich geschaffen haben, in dem nämlich mit Boba Fett und Obi-Wan Kenobi zwei absolut ikonische Figuren ins Lächerliche gezogen werden. Sicher war das nicht Filonis und Favreaus Absicht, aber im Ergebnis ist es so.     

 

Parallel zur dritten Staffel von „The Mandalorian“ erscheint beim Mäuse-Streamingdienst die zweite Staffel der Animations-Serie „The Bad Batch“, die aber eher etwas zum Schauen mit schon etwas älteren Kindern ist und auch zu einer anderen Zeit spielt. Weitere Projekte wurden angekündigt – einige bereits angekündigte wurden aber auch wieder eingestampft. Eine tiefer gehende Aufzählung ist müßig, denn im Moment wissen wir wirklich nicht, was mit Star Wars bei Disney passiert. Recht klar ist jedoch, dass es das große Kino auf großer Leinwand vorerst nicht geben wird. Und so versucht man sich anscheinend erstmal daran, die riesigen Plotholes, die in den letzten drei Kinofilmen entstanden sind, irgendwie zu „fixen“. Nach fünf Folgen der dritten Staffel von „The Mandalorian“ scheint das wirklich eines der wichtigsten Motive zu sein.   

 

Fünf Folgen mit Höhen und Tiefen – „Somehow Palaptine came back“

Das größte dieser Plotholes ist das Entstehen der „Ersten Ordnung“, die das nach Episode 6 besiegte Imperium ersetzt und wieder Dunkelheit über die weit, weit entfernte Galaxis bringt. Der absolute Schwachsinns-Höhepunkt ist hierbei das Intro in Episode 9: „Somehow Palpaptine came back“. Der große Imperator, der von Luke Skywalker gemeinsam mit seinem Vater Anakin vermeintlich getötet wurde, ist also wieder da und steckt hinter allem. Zeitlich ist „The Mandalorian“ genau zwischen Episode 6 und Episode 7 angesiedelt. Das Imperium ist zwar besiegt, aber die Reste betreiben noch ihr dunkles Geschäft. Bösewicht Mof Gideon wollte in den ersten beiden Staffeln unbedingt Grogu als einen der wenigen die Order 66 überlebenden Jedi haben, um – und auch das wird nicht ganz klar – irgendwie sein Blut zum Klonen von irgendwas zu nutzen. In der dritten Staffel wird nun etwas deutlicher, wohin die Reise geht. Diese soll wohl erklären, wie Palpatine respektive „Das Imperium“ bzw. die „Erste Ordnung“ zurückgekommen sind. Das „Somehow“ soll anscheinend nachträglich erzählt werden.

 

Im Mittelpunkt stehen wieder unser Lieblings-Mando Din Djarin und sein Findelkind Grogu, das – und das weiß man aus „The Book of Boba Fett“ – sich gegen die Jedi-Ausbildung bei Meister Luke Skywalker entschieden hat und gemeinsam mit Din Djarin den „Weg“ des Mandalorianers gehen will. Vorerst muss sich unser Mando aber wieder „reinwaschen“, um bei den verbliebenen Mandalorianer wieder anerkannt zu werden. Er muss dafür in den Wassern der Minen von Mandalore baden, weil er seinen Helm vor anderen in den vorangegangenen Staffeln abgesetzt hatte. Das dürfen die „wahren“ Mandos aber nicht. Das ist der Weg! Auf ihrer Expedition nach Mandalore treffen sie wieder auf Bo-Katan Kryze, die tatsächlich zu einer der besten Figuren in der Serie wird, die Din nach dem Versinken in den Wassern der Minen – Rüstung zu schwer oder Magie, man weiß es nicht – rettet und dabei eine mythologische Begegnung hat. 

 

Viel dreht sich in der Serie um den Kult der Mandalorianer, der sektenartig dargestellt wird und die Frage, wie man nach „Verlassen des Weges“ wieder dazugehören kann. Das Zusammenspiel der Mandos ist dabei durchaus interessant, wenn auch gleich manche Handlungsstränge wie sinnfreie Schießübungen am Strand, die ständige Gefahrensuche mit Riesenmonstern und das ewige „Das ist der Weg“-Geblubber ermüden. In einem Nebenstrang wird die Geschichte eines Klonforschers des Imperiums erzählt, der nunmehr von der „Neuen Republik“ in Amnestie geschickt wird und sich zum geläuterten Republikaner entwickeln soll. Entnazifizierung in Star Wars – das hatten wir noch nie. Gestört wird er aber dabei von einer ehemaligen weiteren Mitarbeiterin von Oberböswicht Mof Gideon, die sich als zwielichtige Doppelagentin entpuppt, aber so hundertprozentig klar wird das nach fünf Folgen auch noch nicht so ganz. 

 

Eine Schlüsselfolge ist dabei das Ende von Folge 5, in der ein treuer Ranger der „Neuen Republik“ eine wichtige Entdeckung macht, die wohl auf das zentrale Erzählmotiv der Serie „Somehow Palpatine came back!“ hinweist. Eben jene „Neue Republik“ wird als ineffizientes, bürokratisches System dargestellt, das nicht in der Lage ist, genau das zu sehen oder zu verhindern. Der Star Wars-Fan an sich fragt sich dabei schon, wo denn die große Aufbruchsstimmung mit großer Feier bei den Ewoks und der Verleihung der Medaillen an unsere geliebten Helden Han, Leia und Luke usw. hin ist. Leia müsste doch eigentlich in der „Neuen Republik“ ein Auge darauf haben, Luke müsste doch „spüren“, dass die „Macht“ wieder ins Ungleichgewicht gerät und Han müsste doch auf seinen Schmugglerfahrten und den zahlreichen Kontakten ins organisierte Verbrechen wissen, dass da wieder was im Argen liegt. Nunja, vielleicht sehen wird das noch in den letzten drei Folgen. 

 

Echte Kulissen vs. Green Screen-Technik

Was tatsächlich nervt an der dritten Staffel der Serie ist die mangelnde Liebe zum Detail und an der generellen Darstellung der Schauplätze. Ob das immer noch an der Covid-Pandemie lag oder am fehlenden Budget, mag ich nicht beurteilen. Aber allein die Darstellung der „großen“ Schlacht um Navarro, bei der ganze 44 BürgerInnen unter Anleitung von Obermagistrat Karga (haben andere Nerds genau gezählt) vor der Vernichtung durch die Piraten fliehen, ist mehr als lächerlich. Offensichtlich ist das Ganze alles durch Technik vor Green Screen gedreht wurden. Im Gegensatz zu den älteren Star Wars-Filmen drehen die Verantwortlichen anscheinend nicht mehr in echten Kulissen mit echten Menschen oder bauen zumindest die Sachen im kleineren Maßstab nach. Selbst technisch gäbe es ja hier auch mehr Möglichkeiten, Menschenmassen darzustellen, aber so wirkt das alles etwas lieblos. Ganz Schlimm geklaut und unglaubwürdig wirkt auch der künstlich dargestellte Kopf des Oberpiraten, der an eine Mischung aus Davy Jones aus dem Disney-eigenem „Fluch der Karibik“-Franchise und dem Pizza-Mampf aus „Spaceballs“, der Mel Brooks-Star Wars-Parodie, erinnert. Ganz OK hingegen gemacht sind die Raumschlachten, aber warum unser Ober-Mando Din Djarin jetzt auch noch quasi der „Beste Pilot der Galaxis“ sein soll, wissen wir wiederum nicht. Womit wir wieder bei den Plotholes und dem schlechtem Storywriting wären. 

               

…und ein sozialkritisches Schlagzeugsolo später

Irgendwie versuchen die Macher hier die Geschichten aus dem wunderbaren „Andor“ auf „The Mandalorian“ zu übertragen. Die „Neue Republik“ hat demnach auch ihre schlechte Seiten und ist inkompetent. Gleichzeitig soll aber das Western-hafte, etwas seichtere Setting von „Mando jagt das nächste große Monster, um das und das zu tun…“ irgendwie erhalten werden und es soll auch noch  erklärt werden, „how Palpatine came back“. Ich bin gespannt, aber ehr skeptisch wie das am Ende zusammenkommen soll. 

Um noch einmal auf „Chekhov´s Gun“ zurückzukommen: In der vierten Folge erschießen die Mandos die Mutter eines drachenartigen Wesens, da es eines ihrer Findlingskinder entführt hatte. Die Drachenmutter hat jedoch auch drei Kinder und wollte den Mando-Findling an sie verfüttern. Die ehrenvollen Mandos nehmen die Drachenkinder in ihre Obhut als nunmehr ihre eigenen Findlingskinder. Ich bin mir sicher, wir werden sehen, dass die Drachenkinder wachsen werden und in einer großen Schlacht von den Mandos geflogen und geritten werden – beste Grüße an „Game of Thrones“. Angeführt werden sie dann von der neuen Anführerin der Mandalorianer, die ihrerseits auf einem noch größeren Tier – dem mächtigen Mythosaurier, dem Symbol- und Wappentier der mandalorianischen Kultur – reiten wird. Und ich habe hier jetzt einen mandalorianischen Schmiede-Hammer und haue damit jetzt diesen Plot kaputt. Mando, wir haben ein Problem!

 

Ansonsten gilt jetzt auch noch mehr für „The Mandalorian“, was insgesamt für Star Wars unter Disney und eigentlich auch schon etwas vorher galt: Don´t ask Questions. Consume Products. And then get excited for Next Products! Diese Woche ist Ostern und wollt Ihr nicht noch vielleicht einen kleinen süßen Plüsch-Grogu oder ein überteuertes Lego-Set für Euch und Eure Liebsten kaufen 😉?

 

Zu den einzelnen Folgen gibt es von hauptberuflichen Filmkritikern jeweils einzelne Folgenbesprechungen. Schaut gerne in die Podcats der Kollegen von:

 

Cinema Strikes Back
Nerd und Kultur
und Moviepilot



 

Das ist der Weg!

 

Die neue Star Wars-Serie „Andor“ – Und einmal drin, kommst Du nie wieder raus. Es sei denn, Du bist Cassian Andor! 

 

Die 90er Jahre Punkband …but Alive hat dieser Seite mit einem ihrer Songs vom vierten Album (Fachleute sagen, dass das eigentlich auch schon als erstes Album der Nachfolgeband Kettcar gesehen werden kann) den Namen gegeben. Auf dem dritten Album „Bis jetzt ging alles gut“ findet sich ein weiterer Song, der wie für die Überschrift zur neuen Star Wars-Serie „Andor“ gemacht zu sein scheint: In „Es sei denn, Du bist Snake Plissken“ geht es um ein Wohnghetto, in dem man eigentlich nicht mehr rauskommen kann. Es sei denn, man ist eben Snake Plissken, in Deutschland auch bekannt als „Die Klapperschlange“, die in dem gleichnamigen Film in eine abgeschottete Gefängnisinsel namens Manhattan in einer dystopischen alternativen Zukunft eingeschleust wird und aufgrund seiner Gerissenheit, mentalen Stärke und Kampfkraft – wir ahnen es – auch wieder rauskommt. Das hatte bis dahin noch keiner geschafft! 

 

Nach neun Folgen „Andor“ sitzt der namensgebende Titelheld Cassian Andor auch in einer futuristischen Gefängnisinsel fest. Hier nicht auf Manhattan, sondern „Narkina 5“, was nicht nur ein Gefängnis ist, sondern auch eine Fabrik, in der irgendwelche Teile für das Imperium mittels Zwangsarbeit hergestellt werden. Die Häftlinge werden durch Häftlings-Capos kontrolliert und darauf getrimmt, möglichst gut zu performen. Wenn sie es tun, kriegen sie sogar Essen mit Geschmack. Die Häftlingsarbeiter, die Low-Performer sind, bekommen Stromschläge verpasst, die praktischerweise in dem ganzen Gefängnis-Fabrik-Komplex über den Fußboden ausgelöst werden können.  

 

Häftling Cassian Andor ist Star Wars-Fans bereits bekannt. Er war es, der mit einer kleinen Truppe in „Rogue One“ die Pläne des Todessterns für die Rebellion „organisiert“ hat. „Rogue One“ endet mit der Übersendung der Pläne an Prinzessin Leias Schiff und ist somit der direkte Übergang zum allerersten Star Wars-Film „Eine neue Hoffnung“ (andere Titel sind einfach „Krieg der Sterne“ oder Episode IV). Es lässt sich also durchaus sagen: Ohne Cassian Andor, der vollkommen ohne „die Macht“ und das andere Jedi-Gedöns auskommt, keine Rebellion. Zumindest keine, in der Luke Skywalker mit einem gezielten Schuss in den offenen Luftschacht – diese Schwachstelle des ersten Todesssterns wurde erst durch die gestohlenen Pläne entdeckt – den allerersten großen und planetenweit sichtbaren Aufstand gegen die Unterdrückung ermöglicht. Daher wissen wir auch jetzt schon, dass Andor aus „Narkina 5“ ausbrechen wird. Genau wie eben Snake Plissken in dem 80er Kult-Actionfilm „Die Klapperschlange“ auch wieder rauskommt. Doch jetzt genug (erstmal) mit den popkulturellen Referenzen. Was ist also vorher passiert? Und wie finden wir das Ganze? 

 

A Star Wars Story – Imperium vs. Rebellion 

Vor kurzem hat unser alter Uni-Professor und ehemaliger Chef Ulrich Menzel einen Vortrag an der Berliner Schaubühne zur Lage der Welt gehalten (online einsehbar). Also eigentlich war es ein Dialog mit einem anderen Gelehrten, aber der „Meister“, wie wir ihn in alter Jedi-Orden-Tradition nennen, hat natürlich seine uns mittlerweile gut bekannten zentralen Thesen auf die derzeitige Weltlage bezogen und es überrascht, wie das Ganze auch auf das dominierende Thema des russischen Angriffskrieges zu übertragen ist. 

Im Kern geht es hierbei um eine Unterscheidung von hegemonialen und imperialen Machtsystemen. Kurzgefasst: Der hegemonialen Macht folgt man durch ihre Anziehungskraft mehr oder minder freiwillig, das Imperium hingegen braucht eine militärische Machtmaschinerie, Unterdrückungsstrukturen wie Geheimdienste, Straflager, politische Kommissare, Spitzel usw. und einen unbändigen Willen zur Macht, um seine Dominanz an den geographischen Grenzen zu halten und diese immer weiter auszubauen. „Andor“ spielt nach den sog. Prequels, in denen in den Episoden I bis III Anakin Skywalker zu Darth Vader wurde und Kanzler Palpatine sich durch Notverordnungen zum Imperator ausrufen ließ. Das Imperium ist also gerade im Aufbau und in „Andor“ sehen wir in erschreckenden Details, wie das funktioniert. 

 

Die erste Staffel der Serie umfasst 12 Folgen. Eine weitere Staffel mit noch einmal 12 Folgen ist geplant. Jeweils drei Folgen sollen anscheinend eine bestimmte Storyline in der Serie abschließen. Ohne zu große Spoiler verraten zu wollen, lässt sich die Handlung daher grob in die folgenden Abschnitte einteilen: 

 

1. Folge 1 – 3: Die Einführung 

Gleich in dem ersten Abschnitt lernen wir die wichtigsten Figuren kennen. Cassian Andor kommt in eine schwierige Situation mit zwei Sicherheitsmitarbeitern des sog, „Konzerns“, einer Firma die zwar unter Aufsicht des Imperiums, aber mit noch einer gewissen Unabhängigkeit u.a. den Planeten Ferrix kontrolliert, und bringt beide um. Daraufhin wird er vom Sicherheitsapparat des Konzerns gesucht und sieht in der Möglichkeit, die ihm ein Käufer einer geschmuggelten technischen Apparatur des Imperiums bietet, einen möglichen Ausweg. Dieser Fremde namens Luthen will ihn für eine Mission rekrutieren, bei der eine Außenstelle des Imperiums ausgeraubt werden soll. Andor willigt ein. Nicht aus Überzeugung für eine Rebellion gegen das Imperium, sondern vielmehr weil er untertauchen muss und für Geld. Diese Motivation, die eben gar nicht so die Star Wars-heldentypische edle ist, wird für die weitere Entwicklung Andors noch eine gewichtige Rolle spielen. 

 

2. Folge 4-6: Der Heist 

Im Rahmen einer klassischen Heist-Geschichte wird eine kleine Truppe darauf vorbereitet, eine imperiale Basis zu infiltrieren, um den gesamten Sold für das entsprechende System zu stehlen und dem Imperium somit einen tiefen Schlag zu versetzen. Wer „Die Glorreichen Sieben“, „Ocean´s Eleven“ oder auch „Das dreckige Dutzend“ gesehen hat, weiß natürlich, dass bei solch einer Unternehmung niemals alles gut geht. Aber wir erfahren hier ganz nebenbei ganz viel über die unterschiedlichen Motivationen von Menschen, die sich gegen das Imperium jetzt auflehnen wollen. Wobei hier auch nicht jede/r der oder die ist, als die er/sie zunächst erscheint. 

 

3. Folge 7-9: Der Unterdrückungsapparat 

Das Imperium reagiert wie alle derartigen Herrschaftsformen in der Geschichte mit Unterdrückung, Gewalt, Bespitzelung und seinen Polizei- und Geheimdienstapparaten – und das ist grausam! Wirklich grausam! In klassischer Doktrin von Aufstandsbewegungen jeglicher Couleur ist das allerdings auch eingeplante Konsequenz bzw. sogar (Zwischen-)Ziel der Rebellenfraktion von Luthen, da dieser darin die einzige Möglichkeit sieht, dass sich mehr Menschen gegen das somit demaskierte Imperium stellen. Wie schon in „Rogue One“ sind die (hier noch verstreuten) Rebellen in „Andor“ somit auch nicht die strahlenden Helden wie in den folgenden „Star Wars“-Filmen, sondern durchaus ambivalent gezeichnet. In den bisherigen Schauplätzen wie Ferrix, wo der erste Teil der Handlung größtenteils spielt, und auf Coruscant, der Hauptstadt des Imperiums, werden also die Daumenschrauben angezogen. Neue Sicherheitsgesetze werden erlassen, die jetzt auch dazu führen, dass Cassian Andor, der nach dem Heist mit seinem Anteil der Beute auf einem Freizeit-Planeten untergetaucht war, ohne wirklichen Grund eingesperrt wird. Die oben schon beschriebene Einrichtung auf „Narkina 5“ kommt in seiner Grausamkeit und ekelerregenden Unterdrückungsstruktur den Gulags, Konzentrations- und Arbeitslagern der historisch bekannten faschistoiden Imperiums-Strukturen in wenig nach. Und einmal drin, kommst Du nie wieder raus. Es sei denn, Du bist Cassian Andor! 

 

In den Mühlen des Systems 

Neben dieser recht klar strukturierten Handlung laufen parallel noch zwei weitere Handlungsstränge, wobei diese sich eigentlich weniger durch Handlung als durch tiefgründige Charakterstudien zweier ganz gegensätzlicher Figuren auszeichnen, die beide auf höchst unterschiedliche Weise versuchen, auf Coruscant mit der wachsenden Macht und Grausamkeit des Imperiums umzugehen. Da ist einmal Mon Mothma, ursprünglich bekannt als Anführerin der Rebellenallianz in „Eine neue Hoffnung“ (sie ist diejenige, die unerklärlicherweise Chewbacca bei der Medaillenübergabe übergeht) und „Die Rückkehr der Jedi-Ritter“, die hier in "Andor" noch als Politikerin im Imperialen Senat einerseits versucht, auf institutionellem Wege die Härten der Diktatur abzumildern, andererseits aber auch Kontakte zum bewaffneten Widerstand knüpft und so zu einem Doppelleben zwischen konspirativen Treffen und High Society gezwungen ist. Was militanter Widerstand tatsächlich bedeutet, wird ihr dabei erst nach und nach klar. 

 

Zum anderen folgen wir dem vormaligen Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes des „Konzerns“, Syril Karn, der nach der gescheiterten Festnahme von Cassian Andor in Ungnade gefallen bei seiner Mutter einziehen und als unterer Bürokrat im Getriebe des Imperiums neu anfangen muss. Dieser kann sich mit dieser Schande nicht abfinden und setzt alles daran, über Kooperation mit dem imperialen Geheimdienst ISB sein Standing im Imperium zurückzuerhalten. Das Erschreckende an Syril ist dabei, dass wir hier die Entwicklung eines Fanatikers, geboren aus eigentlich den besten Absichten - nämlich den Mord an zwei Mitarbeitern seiner Firma aufzuklären - miterleben können. Auch hier zieht „Andor“ sehr viel mehr Grauzonen ein, als in „Star Wars“ bisher üblich – nur schlicht „gut“ und „böse“, das funktioniert im aktuellen Zeitalter nun mal nicht mehr so einfach. 

Ganz deutlich wird das noch einmal bei der hochrangingen Beamtin des ISB-Geheimdienstes, Dera Meero. Wobei die Serienmacher hier tatsächlich etwas mit dem Publikum spielen und in den ersten Folgen sogar eine gewisse Sympathie für sie erwecken lassen. Das ändert sich jedoch massiv in den Folgen 8 und 9 und es wird deutlich, dass nicht ganz zufällig ihre Uniform wie eine Mischung aus SS, Gestapo und FSB aussieht. 

Absoluter Scene-Stealer ist aber Rebellen-Anführer Luthen Real, meisterhaft gespielt von Stellan Skarsgard, der im Vordergrund ein vermeintlich angepasster Devotionalien-Händler ist, im Hintergrund aber wie oben beschrieben die ersten seidenen Fäden der Rebellion zusammenzubringen versucht. Und auch selbst bei ihm gibt es fragwürdige Charakterentwicklungen...  

 

…und ein sozialkritisches Schlagzeugsolo später 

Und damit sind wir beim Fazit, das im Sinne des üblichen „Wie finden wir es?“ eigentlich schnell zusammengefasst ist: Ganz großartig! Tatsächlich gibt es eigentlich keine echten Schwachstellen, von der Handlung (von gelegentlichen kleinen Längen mal abgesehen) über die SchauspielerInnen bis zur Technik und den grandiosen (echten!) Kulissen. Ob man „Andor“ mag, steht und fällt allerdings damit, ob man sich mit dieser anderen, deutlich düsteren und realistischeren Art von „Star Wars“ anfreunden kann. Wer reinen Eskapismus mit Raumkämpfen, Lichtschwertern, Blaster-Feuer und Helden und Bösewichten sucht, der ist hier fehl am Platz – nicht nur weil „Andor“ weitgehend ohne diese etablierten Elemente auskommt, sondern auch ganz klar Parallelen und Warnungen zur politischen Lage darstellen möchte. Der Faschismus klopft allerorten an die Türen, wenn auch ohne schicke Uniformen – „Andor“ zeigt allerdings, was hinter dieser Ideologie steckt, wenn sie die Tarnung ablegen kann.  

 

Wir sind jedenfalls begeistert von „Andor“ und schlagen laut auf die Töpfe, die bei uns auf den Balkonen hängen. Möge die Rebellion beginnen! 

 

 

  

Nennen Sie mich Snake!

 

Teil 2: 

 

Ist „Andor“ das beste Star Wars, was wir zurzeit kriegen können? 

 

In den vorangegangenen Zeilen machen wir aus unserer Begeisterung über die ersten neun Folgen von „Andor“ keinen Hehl. Die Serie bietet – wenn man sich auf die Abwesenheit von Laserschwertern, Demonstrationen der „Macht“ und dem Star Wars-typischen Han Solo-Chewbacca-Droiden-Haudrauf-Humor einlässt – alles, was das Fan-Herz erfüllt. Selbst für Menschen, die keine Jünger des Sternenkrieges sind, sollte die Serie gute Unterhaltung bieten, glauben wir jedenfalls. Vorkenntnisse helfen, sind aber nicht zwingend notwendig, um dem Plot zu folgen. 

 

ExpertInnen, die im Nachgang ihre Meinung kundgetan haben, stellen „Andor“ sogar auf eine Stufe mit den Filmen der alten Trilogie. Manche sogar darüber! Wie bei allen Serien ist für die Plot-Entwicklung jedoch entscheidend, ob die aufgemeterten Story-Lines am Ende auch zusammengebunden werden. 

Bekanntlich hat das bei „Game of Thrones“ nur so halb geklappt. Auch bei der ersten Staffel der neuen „Herr der Ringe“-Serie (siehe hierzu unsere Eindrücke), die parallel erschien, hat das nicht hundertprozentig funktioniert. Gut, es soll auch noch weitere geben, aber wir meinen schon, dass in einer wirklich guten Serie eine Staffel in sich irgendwie abgebunden sein soll. Schließlich müssen wir knapp zwei Jahre auf die nächste und bei „Andor“ dann letzte Staffel warten. 

 

Sind die drei letzten Folgen von „Andor“ also das, was wir uns in unseren tiefen Star-Wars-Herzen je gewünscht haben und ist „Andor“ damit das beste Star Wars, was wir zurzeit kriegen können? Wir meinen: JA! Und das liegt hauptsächlich an einem unfassbar guten Storywriting – auch und gerade bei den letzten drei Folgen – sowie einer stringenten Entwicklung der Haupt- und Nebencharaktere, die kaum mit irgendwas anderen vergleichbar ist. Und beides ist nämlich genau das, was bei den letzten Serien-Produktionen von Disney gefehlt hat. Insbesondere bei „The Book of Boba Fett“ und auch bei der „Kenobi“-Serie. Letztere war für uns – trotz ikonischem Titelhelden, Vorkommen von Darth Vader usw. – so belanglos, dass wir nicht einmal mehr einen Text dazu gemacht haben. Das ist bei „Andor“ jedoch mal so ganz anders, wie Ihr in dieser abschließenden Bewertung seht:  

Episode 10 – One Way Out: 

Vorab gibt es zu Episode 10 der ersten Staffel von „Andor“ eine wichtige Info zum Konzept der Serie: Die Stringenz, dass jeweils 3 Episoden einen Plot darstellen, wurde erstmals in der neunten Folge abgewandelt. Diese (mit dem Titel „The Announcement“) durchbricht dieses Konzept und ist eine Art Zwischenstück. So endete Folge 6 damit, dass Cassian Andor verhaftet und zur Haft auf Narkina 5 verurteilt wurde. Der Logik folgend hätten die Folgen 7 bis 9 diesen Plot darstellen müssen. In Folge 9 ist aber Andor mit seinen Mitgefangenen immer noch eingeknastet und somit ist die Folge eine Art Übergangsfolge. Das tut der Spannung und dem Plot aber nicht weh. Der innere Monk regt sich dabei nur etwas. Umso besser werden dann aber die Ereignisse in „One Way Out“ (Folge 10) dargestellt. 

 

Wie im ersten Teil des Textes geschrieben wissen wir ja, dass Cassian aus Narkina 5 ausbrechen muss! Aber wie das Ganze dargestellt wird, ist einfach nur grandios. Zu viel soll hier nicht verraten werden, aber wie und mit welcher Wucht die Rebellion im Gefängnis beginnt, ist mehr als beeindruckend. Die Showrunner haben sich hier bis in die kleinsten Details die größtmögliche Mühe gegeben. So tragen die Häftlinge Uniformen in Farben, die später die zentralen Farben der Rebellion werden sollen (Die X-Wings und die Uniformen der Piloten haben später genau den gleichen Orange-Ton). Und der Gefängniskomplex hat – wie man in einer Display-Darstellung sieht – in etwa die gleiche Form wie die Teile, die die Häftlinge in Zwangsarbeit herstellen und erinnert zudem an das Logo des Imperiums. 

 

Neben den bisher schon beschriebenen grandiosen Schauspieler-Leistungen kommt jetzt noch eine weitere hinzu: Andy Serkis, unter anderem bekannt als Motion Capture-Figur Gollum aus „Der Herr der Ringe“, als Caesar aus der „Planet ft he Apes“-Neuauflage“ oder als reale Person in der Form von Ullysses Claw aus verschiedenen Marvel-Filmen, hält als Häftlings-Capo Kino Loy eine wahrlich beeindruckende Rede, die den Titel der Folge als Leitmotiv hat: One Way Out!   

 

Und dann denkt man, das kann eigentlich nicht mehr getoppt werden, aber Rebellenführer Luthen bringt ganz am Ende noch den grandiosesten Monolog, den die Star Wars-Welt je gesehen hat! „Evangelisch schlecht gelaunt dreht er seine Runden“, möchte man leicht abgewandelt vom Thees Uhlmann-Song „Fünf Jahre nicht gesungen“ dazu sagen und sitzt noch viele Minuten nach der Folge vollkommen fassungslos da. 

 

Episoden 11/12 – Tochter von Ferrix und Rix Road: 

Eine Zusammenfassung der Ereignisse der Episoden 11 und 12 ergibt an dieser Stelle durchaus Sinn, da sie zusammen das wirklich große Finale der ersten Staffel bilden. Vorbereitet wird alles durch den Tod von Cassians Ziehmutter, deren Beerdigung auf dem Heimatplaneten Ferrix jetzt ansteht. ISB-Agentin Dedra lässt eine kleinere Trauerfeier zu, da sie damit den von ihr schon fast in obsessiver Manier gesuchten Cassian Andor in eine Falle locken will. Auch Luthen und seine Rebellen-Spioninnen kommen nach Ferrix, um Cassian zu töten, da sie fürchten, dass er – sobald vom Imperium gefasst – das Rebellennetzwerk aufdecken wird. 

 

Selbst der immer mehr ins Wahnhafte abdriftende Syril kommt mit seinem alten Kumpel vom Corporate-Sicherheitsdienst (er hatte weniger Glück als Syril und wurde nicht in einen Bürojob, sondern eine Fabrik abgeschoben) nach Ferrix. Und dann kommt in der „Rix Road“ das alles zusammen. Nachdem Cassians Mutter per Hologramm ihre beeindruckende Abschiedsrede hält, in der sie zum Widerstand gegen das Imperium aufruft (in einer Ursprungsversion hat sie wohl „Fuck the Empire“ gesagt, Disney hat das aber in „Fight the Empire“ familientauglicher abgemildert.), beginnt der Aufstand der BürgerInnen von Ferrix und das brachial! 

 

Ferrix hat eine ganz besondere Kultur. Ein Arbeiterplanet, der geprägt ist durch Tradition. Die Handschuhe der Werker werden selbst hergestellt und von Familie zu Familie weitergegeben. Es gibt eine Art Arbeiterstolz und Gewerkschaftskultur. „Die Töchter von Ferrix“ sind dabei eine Organisation, die die Kultur des Planeten wahrt. Cassians Ziehmutter war ihre Anführerin. Der Zeitschläger auf dem Glockenturm haut mit seinen Hammern auf den Amboss. Zwei Marsch-Kapellen kommen mit der Ferrix-Hymne (die gleichzeitig die Andor-Titelmelodie ist) aus unterschiedlichen Teilen der Stadt zusammen und dann geht es rund! Aber sowas von…  

 

Wir wollen auch hier nicht alles verraten, aber zwei Hinweise noch: Wer die Weltraumschlachten in „Andor“ vermisst hat, wird mit einem kurzen Moment am Ende von Episode 11 etwas besänftigt und schaut Euch in jedem Fall die Post-Credit-Szene von Episode 12 an. Während bei Marvel-Filmen die Post-Credit-Szenen-Politik bis ins Absurde hinein zelebriert werden, gibt es bei „Andor“ genau eine am Ende und die hat es aber wiederum in sich! 

 

Einordnung in das Star War-Universum: 

Was bleibt einem da am Ende noch zu sagen? In jedem Fall ist es schade, dass die Serie anscheinend nicht den Erfolg in ZuschauerInnen-Zahlen hat, wie man es ihr wünschen würde. Konkrete Daten gibt es hierzu nicht, aber es wird kolportiert, dass „Andor“ in etwa halb so viele Abrufe hatte wie „Kenobi“. Das ist wirklich mehr als schade. 

 

Zum einen liegt es wahrscheinlich an einem gewissen Overload an Star Wars-Serien. Neben den schon genannten „The Book of Boba Fett“ und „Kenobi“ gab es natürlich noch die sehr sehenswerten zwei Staffeln von „The Mandalorian“. Zum Ende von „Andor“ kam dann auch noch die animierte Serie „Tales of the Jedi“ raus, die dritte Staffel von „The Mandalorian“ wurde per Trailer angekündigt, genauso wie die zweite Staffel des Clone Wars-SpinOffs „The Bad Batch“. Letzteres ist schon absurd, da „The Clone Wars“ ja bereits schon ein Spin-Off war. Dazu kommen noch zahlreiche andere Ankündigungen, deren Aufzählung hier ermüden würde, und da ist es vielleicht nicht verwunderlich, dass das Publikum langsam resigniert. Früher gab es alle paar Jahre mal einen Film! Zum anderen fehlt „Andor“ sicher ein wenig der eingebaute Massenappeal, den ein „Obi-Wan Kenobi“ schon hat weil inzwischen die Kids die mit den Prequels und „Clone Wars“ aufgewachsen sind Geld für eigene Disney+-Accounts haben. 

Dazu kommt aber auch, dass das was wir gerade so großartig finden, für viele Gelegenheitszuschauer wie auch Jedi-Fans wohl eher abschreckend wirkt – „Andor“ ist eben komplex und etwas sperrig, und positioniert sich auch sehr viel deutlicher als Disney sich das bisher trotz ihrer angeblich „progressiven Agenda“ getraut hat. Das geht von der brutalen Darstellung des Faschismus des Imperiums über die fast schon sozialistischen Ideale auf Ferrix bis zur Repräsentativität, gibt es doch in „Andor“ ein tatsächlich lesbisches Paar aus Sprechrollen statt eines „blink and you miss it"-Moments in „The Rise of Skywalker“ (der ansonsten alles tut um deutlich zu machen, dass insbesondere Poe und Finn AUF GAR KEINEN FALL schwul sind!). Zugespitzt könnte man sagen: Echte bedrohliche Sturmtruppler verkaufen sich halt schlechter als die Witzfiguren, die sie inzwischen in den meisten anderen Produkten de facto sind. 

 

Aber wenn wir hierbei eine Empfehlung abgeben dürfen: Wenn Ihr nur eine der Disney+-Serien schauen wollt, dann guckt bitte wirklich „Andor“. Für uns ist die Serie qualitativ zumindest annähernd auf einer Stufe im Status mit der Original-Trilogie, wobei sich hier gerade die mögliche Vielfalt im „Star Wars“-Universum zeigt – denn von der Ausrichtung als im ursprünglichen Kern simple Gut/Böse-Abenteuergeschichte im Weltraum könnte „Andor“ kaum weiter entfernt sein. Das meiste, was danach kam, schlägt es jedenfalls. Mit vielleicht einer Ausnahme: „Rogue One“ konnte uns als Stand-Alone-Kriegsfilm im Star Wars-Kosmos mehr als überzeugen. Aber genau darauf läuft es ja bei „Andor“ und seinem titelgebenden Helden hin! 

Michael „Luthen“ Fürstenberg und Anis Ben-„Gerrera“



PS: Die Bild-Zeitung hat natürlich thematisiert, dass ein DEUTSCHER mit Clemens Schick bei Star Wars mitspielen durfte. Er spielt einen Rebellen auf Narkina 5. Wir präferieren es aber, wenn die Deutschen - wie lange genug gewohnt - die Bösewichte spielen - wie z.B. Werner Herzog in "The Mandalorian" oder wie in allen anderen Kriegs-Filmen und Serien  ;) :) ;).